Artikel aktualisiert am 12.11.2021.
Unter der Überschrift Move to Zero stellte Nike im letzten Jahr mit großem Nachdruck und noch größerer Marketing-Power seine ambitionierten Ziele beim Thema Nachhaltigkeit vor. Dazu gehört nicht nur die Herstellung von Sneakers aus recycelten Materialien oder Produktionsabfällen. Wie der Swoosh nun bekannt gab, startet mit Nike Refurbished eine weitere Initiative, bei der von den Kunden zurückgegebene Sneaker nach einem Qualitätscheck – und gegebenenfalls weiterer „Schönheitsreparaturen“ – wieder in den Verkauf gebracht werden sollen.
Getragene Nike Sneaker frisch aufbereitet
Was bei vielen Elektronikprodukten wie Smartphones schon lange ganz normal ist, will Nike in Zukunft auf sein Sneaker-Geschäft übertragen. Die Rede ist vom Wiederverkauf aufbereiteter (refurbished) Sneakers, die Kunden zuvor innerhalb der 60-tägigen Rückgabefrist zurückgegeben hatten.
Dabei können kleinere Tragespuren leicht ausgebessert werden. Nike verspricht, dass jedes Paar vor einem Wiederverkauf von einem Mitarbeiter kontrolliert wird.
Dabei werden die gebrauchten Sneaker nach folgenden Kriterien bewertet:
- WIE NEU (like new)
Neuer oder nahezu neuer Zustand. Keine sichtbaren Gebrauchsspuren. - WENIG GETRAGEN (gently worn)
Sehr guter Zustand, mit leichten Gebrauchsspuren - KOSMETISCHER FEHLER
Nahezu ungetragen, wie neu. Hat aber einen deutlichen Fehler (z.B. Fleck, Riss, Verfärbung, etc)
Schließlich kehrt der aufbereitete Sneaker zu einem günstigeren Preis zurück in den Store.
Nike Grind als Teil der „Move to Zero“ Kollektion
Sind die Schuhe allerdings in einem zu schlechten Zustand, dann sollen sie als Rohmaterial für Nike Grind verwendet werden.
Dieses ist dann später die Basis zum Beispiel für die Sohlen der „Move to Zero“-Modelle wie dem Space Hippie.
Auch auf diesem Wege würden die retournierten Sneakers einer neuen Verwendung zugeführt, was den CO2-Fußabdruck der Produktion absenken würde. Wie groß dieser Effekt ist, lässt sich aber nur schwer abschätzen. In jedem Fall ist die neue Initiative für Nikes grünes Image sicherlich positiv.
Aktuell verfügbare Nike Space Hippie Styles:
Refurbished Nike vorerst nur in US-Stores
Wie der Konzern mitteilte, wird das Nike Refurbished-Programm zunächst an 15 US-Standorten an den Start gehen. Die weitere Expansion sowie der internationale Roll-out sollen dann im Laufe des Jahres – vermutlich auch in Abhängigkeit der Corona-Lage – folgen.
So funktioniert Nike Refurbished
- Der Kunde gibt seinen Schuh an Nike zurück
- Nike Mitarbeiter prüfen und bewerten den Zustand der Sneaker
- Die Sneaker werden desinfiziert und gründlich gereinigt
- Die Refurbished Sneaker kehren zu einem reduzierten Preis zurück in den Nike Store
Kritik „Greenwashing“
Wie das Projekt „Sneakerjagd“ zuletzt gezeigt hat, werden aber nicht immer alle schönen Versprechen der Brands wirklich eingelöst. Die Realität sieht manchmal anders aus. Mit GPS-Trackern ausgestattete Sneakers mehrerer Prominenter wurden dazu nach ihrer Abgabe in Shops oder nach ihrer Rücksendung weiterverfolgt. Statt ihrer Aufbereitung oder der Abgabe an Bedürftige landeten die Sneaker in Verbrennungsanlagen, auf dem Müll oder – im Fall von Nike – im Schredder. Dass ein solcher Vorgang dann sogar als Recycling in den Berichten der Brands ausgewiesen wird, ist höchst problematisch. Die immer wieder geäußerte Kritik des „Greenwashings“ erhält nach diesen Recherchen jedenfalls neue Nahrung. Und es zeigt, dass man sich als Verbraucher vielleicht eine gewisse Skepsis gegenüber allzu schön klingenden Unternehmenszielen beibehalten sollte. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Sneaker-Bereich.
Credits: Nike