Artikel aktualisiert am 18.04.2020.
Hi Jens, stell dich unserer Community kurz vor:
Hallo zusammen. Ich bin Jens, komme ursprünglich aus Braunschweig und lebe jetzt seit 2 ½ Jahren in Berlin, wo ich im Marketing von OVERKILL arbeite. Man kennt mich auch unter den Namen Brad Pitch, Gallo oder DJ JNS, was man übrigens englisch „Jay En Ess“ ausspricht. Unter letzterem Namen lege ich auch inzwischen seit über 10 Jahren „elektronische Tanzmusik“ von UK Garage über Afro & Tech House bis hin zu Leftfield Bass und allem, was so dazwischen liegt auf.
Wann hast du dich zum ersten Mal mit Turnschuhen befasst und was fasziniert dich bis heute daran?
Das erste Mal, dass ich mich wirklich bewusst für Turnschuhe interessiert habe, war Anfang der 90er. Zu der Zeit habe ich zum einen intensiv HipHop gehört, aber vor allem habe ich auch angefangen, Basketball zu spielen und mich für die NBA zu begeistern. Und da kam man natürlich nicht um Michael Jordan herum. Das Paar, mit dem bei mir alles losging war dann der Air Jordan 6 Infrared, den ich meinen Eltern abschnacken konnte. Ich brauchte den ja auch schließlich zum Basketball spielen! Den 6er Carmine brauchte ich dann selbstverständlich auch und kurz darauf habe ich einem Kumpel aus meinem Schuljahrgang seinen schwarzen Air Jordan 5 OG für 70 D-Mark abgekauft (die Schuhe habe ich übrigens auch alle noch).
So kam dann das eine zum anderen, aber aufgrund von mangelnder finanzieller Mittel als Jugendlicher war das natürlich alles überschaubar.
Anfang der 2000er ging es dann aber dafür so richtig los und ich bin so richtig in das Thema Sneaker eingetaucht. Ganz klassisch wie bei anderen Sneakersammlern und -liebhabern aus der Zeit ging es erstmal darum, die Favs aus der Jugend und die man sich nie leisten konnte, nachzukaufen. Vor ein paar Jahren hat diese Faszination allerdings nachgelassen, ungefähr zeitgleich zum immer größer werdenden Hype. Aber spätestens seit ich bei OVERKILL arbeite und jeden Tag die neuesten Modelle und Silhouetten durch mein Büro wandern, bin ich wieder dabei.
Was diese Faszination ausmacht ist eine gute Frage. Für mich waren Sneaker immer ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtoutfits und das spielte seit meiner frühen Jugend eine große Rolle in meinem Leben. Ich war seitdem ich 13 bin immer schon in Subkulturen unterwegs und da hat mich neben Musik und Inhalt auch eben die dazugehörige Mode interessiert und fasziniert. Neben dem kulturellem Background interessieren mich Sneaker aber auch als schönes Produkt und im besten Fall als Designobjekt. So viele Formen, Farben und Materialien sind möglich und entscheiden über Top oder Flop. Auch interessante Stories rund um den Schuh können mich flashen, solange diese nicht zu konstruiert und unauthentisch sind. Allerdings interessiert es mich Null, ob ein Schuh gehyped ist oder nicht.
Welchen Schuh hast du dir zuletzt zugelegt? Warum gerade dieser?
Als letztes zugelegt habe ich mir zwei Paar aus dem aktuellen Clarks Originals x Wu Wear Drop. Zum einen liebe ich den Clarks Wallabee. Das ist für mich zusammen mit dem Visvim FBT und dem Mephisto Rainbow der beste „Nicht-Sneaker“, den es gibt. Super stylish, mega bequem und vor allem auch mit einer subkultureller Relevanz. Ob early UK Rave Scene und Britpop oder New York HipHop der 90er, der Wallabee war ein Statement. Und beim Thema 90s Eastcoast HipHop kommt dann eben auch der Wu Tang Clan ins Spiel, ein weiterer Faktor, warum ich diese Collab feiere. Ich habe mir den blauen und den braunen gegönnt. Den beigen habe ich ausgelassen, weil ich eh einen flachen Wallebee in nem Sandton habe.
Wenn wir jetzt aber von Sneakern reden, ist mein letzte Pick Up der Parra x Nike Dunk SB, den ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorliegen habe. Ich war zwar nie der Dunk-Typ (auch wenn ich die ganzen SB Dunks in deren Hochphase gefeiert habe), aber der ist einfach zu nice. Liebevolle Details, super Exekution und Umsetzung – einfach ein wahnsinnig schöner Sneaker.
Mit welchem Sneaker verbindest du die schönsten Erinnerungen?
Puh… das ist eine schwierige Frage, denn in meinem Leben gab es schon viele Sneaker und ne Menge schöne Erinnerungen. Mit den frühen Solebox Collabs wie den Purple Devils verbinde recht viel, weil das immer schöne Community Treffen waren. Shout Out an dieser Stelle an die alte Sneaker TV Crew!
Aber auch die bereits von mir erwähnten Air Jordan muss ich da nennen, weil die damals für mich wie so ein Goldschatz waren.
Natürlich gab es dann auch lustige und verrückte Momente. Ich erinnere mich noch an ein paar originale Nike Air Max Light von 1989, die ich zufällig bei eBay, als ich nach „Nike Air“ gesucht und unter der Artikelbeschreibung „Gaytragene Nike Air“ gefunden habe. Damals gab es noch die Möglichkeit der anonymen Auktionen, wo man die Usernamen der Mitbieter nicht lesen konnte. Ich habe die Schuhe dann für 20 Euro ersteigert und nachdem ich meinen Schnapper bei Sneaker TV im Forum stolz präsentiert habe, hat mich ein Forumsmitglied angeschrieben und meinte, ihm würden die eigentlich zustehen, weil er die zuerst bei eBay entdeckt hätte. Absurd! Hat echt lange gedauert, bis ich ihm klarmachen konnte, dass eBay so nicht funktioniert hahaha.
Wo lagerst du alle deine Schuhe? Hast du Tipps für effizienten Lösungen?
Meine Schuhe lagern alle – genau wie meine Klamotten – in meinem Schlafzimmer. So sehr ich Klamotten und Sneaker auch liebe, in meiner restlichen Wohnung möchte ich die nicht haben. Allerdings stoße ich langsam an meine Grenzen. Die Sachen sind auf mehrere Regale verteilt, stapeln sich aber auch schon im restlichen Raum da, wo Platz ist. Wenn da kein Bett drin stehen würde, würde man eher von einem Lagerraum als von einem Schlafzimmer ausgehen. Also bräuchte ich eher die Tipps hahaha.
Welche Sneaker-Kollaboration gibt es noch nicht & muss deiner Meinung nach unbedingt realisiert werden?
Also gefühlt gibt es inzwischen schon alles an Kollabos, was man sich nur vorstellen kann. Designer, Shops, Musiker, Cartoons, Serien, Filme, Getränke… so ziemlich alles wurde schon gemacht. Und vor allem handelt es sich um eine Schwemme von Kollabos, was das ganze Thema leider ein bisschen verwässert. Denn meiner Meinung nach sollte das immer noch etwas besonderes sein. Grundsätzlich gilt für aber, dass eine Kollabo Sinn macht, wenn von allen beteiligten Seiten, die Stärken oder die DNA in einem Produkt vereint werden und so etwas neues entsteht.
Aktuell gibt es auch keine Kollabo, die ich mir wünschen würde. Wenn es irgendetwas mit Nachhaltigkeit zu tun hätte, wäre das auf jeden Fall gut.
Du hast als Head of Marketing bei Overkill jeden Tag mit Sneaker & Apparel zu tun – auf welche Neuware freust du dich am meisten?
Grundsätzlich freue ich mich immer, wenn wir etwas reinbekommen, was entweder innovativ ist (sei es Design oder auch Material/Technik) oder wenn es ein gut (!) gemachtes Retromodell ist, welches neu auf den Markt kommt. Worüber ich mich nicht freue ist, wenn irgendwann der 20.000ste Colourway von einem Modell eintrudelt.
Jens wir bedanken uns für das Interview! Beste Grüße und Alles Gute!
Credits: @dj_jns (Jens Burmester)