adidas & Prada, Air Jordan & Dior | Was soll der Luxus-Zirkus?

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Wie funktioniert Luxus und Sportswear richtig?

Auch wenn derartige Gerüchte schon länger zu vernehmen waren, so war die Nachricht einer kreativen Partnerschaft zwischen adidas Originals und der italienischen Luxus-Fashion-Marke Prada doch eine echte Sensation. Bislang sind kaum Einzelheiten über die gemeinsame Collabo bekannt. Geschickt bauen beide Partner ein gewisses Mysterium auf, das bislang für viele Spekulationen Anlass gibt. Am Ende reicht sogar ein einzelnes Foto mit einer Prada-Tasche und zwei adidas-Boxen, um fast die Sneaker-Welt – und nicht nur die – in Aufregung zu versetzen. Immerhin existiert inzwischen eine offizielle Seite, auf der beide Brands stolz verkünden, dass die „Reise im Dezember 2019“ beginnt. Und sogar einen eigenen Hashtag #pradaforadidas hat man sich schon ausgedacht.

Angeblich beginnt alles mit zwei echten adidas-Klassikern, die in Pradas italienischen Werken eine luxuriöse Wohlfühl-Behandlung erfahren dürfen. Der Retailpreis soll angeblich bei ca. $350 liegen. Ein zweiter Drop soll dann Anfang 2020 folgen. Wie schon gesagt: Es ist alles ein großes Geheimnis! Schließlich will eine solche Partnerschaft perfekt orchestriert und vermarktet werden.

2000 Dollar für einen Air Jordan 1?

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Offenbar wollte die Konkurrenz aus Beaverton den fränkischen drei Streifen bei ihren Ausflügen in die Welt der High Fashion nicht kampflos das Feld überlassen. Es mag Zufall sein oder doch mehr, dass nur wenige Tage nach der adidas/Prada-News eine zweite, durchaus vergleichbare Partnerschaft in der Sneaker-Welt bekannt wurde. So werden Jordan Brand und Dior 2020 ebenfalls gemeinsame Sache machen. Angeblich – und das ist bislang noch ein unbestätigtes Gerücht – erscheint im nächsten Sommer ein echter Luxus Air Jordan 1, für den man am besten heute schon ein paar Euro/Dollar auf die Seite legt. Es ist die Rede von einem Retailpreis von 2000 (!) Dollar. Da es aber ohnehin nur 1000 Paare geben soll, kommt man garantiert nicht in die Versuchung, sich ernsthaft einen Kauf überlegen zu müssen.

Kalkulierter Image-Boost?

Der Sneaker-Markt wächst seit Jahren und doch ist die Nische, in der die eingefleischten Sneakerheads zu finden sind und die aus „Shock Drops“, „Tier Zero“-Releases und Consortium-Collabos besteht, noch immer genau das: Eine Nische. Eigentlich spielt diese in den Zahlen von Nike oder adidas nur eine Nebenrolle. Das Geld wird mit der Masse verdient und mit Mall-Sneakers, Outlets und klassischer Apparel. Einzig der adidas Yeezy-Umsatz, von dem es keine offiziellen Zahlen gibt, ist inzwischen auf einem durchaus nennenswerten Level von schätzungsweise 1 Mrd. Dollar angekommen.

Was soll der ganze Hype-Zirkus mit Luxus-Brands, die vom adidas- oder Nike-Käufer so weit entfernt sind wie Fast Fashion von echter Nachhaltigkeit?


Ob Adi Dassler und Bill Bowerman begeistert gewesen wären?

Am Ende geht es vor allem darum, dem eigenen Image einen Luxus-Anstrich zu verpassen, in dem man die Fashion-Welt auf die Straße und den Sportplatz holt. Bestimmte Medien haben diesen Trend zur „Balenciagarisierung“ sicherlich noch verstärkt. Und für High-Fashion-Marken wie Prada und Dior sind die Sportswear-Brands sehr attraktiv. Sneaker sind schließlich längst überall akzeptiert und lassen sich noch dazu für vierstellige Summen der eigenen Kundschaft verkaufen, die sich dann gleich etwas jünger fühlen darf. So etwas beschreibt dann wohl eine Win-Win-Situation.

Credits: Hypebeast, adidas Originals

Marcus Wessel

Marcus Wessel

Marcus Wessel lebt und arbeitet als freier Redakteur in Köln. Er ist seit über 20 Jahre Teil der Sneakerszene. Seit 2012 betreibt er den Blog Sneakerzimmer, der sich mit den Themen Turnschuhen und Reisen befasst. Journalistische Erfahrung sammelt er bei verschiedenen Print- und Online-Medien. Seine Sneaker-Leidenschaft geht bis auf die 90er-Jahre zurück und auf Modelle wie den Nike Air Max 1 und später den Asics Gel-Lyte III. Seine Lieblingsstadt ist New York und sein liebstes Hobby das Kino.