„Kein Straßenrap, kein Pop-Zeug“ – Umse im Gespräch

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Artikel aktualisiert am 08.02.2020.

Umse kann man ohne Probleme als alten Hasen bezeichnen. Bereits vor 12 Jahren veröffentlichte der Ratinger seine erste EP. Mit „Durch die Wolkendecke“ erscheint am 28.09. nun sein neues Album.

Umse. Im Gespräch.

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Seit mehr als einer Dekade am Mic, ist Umse für viele ein MC der guten, alten Schule. Ein Rapper, der sich nicht an Trends und Klickzahlen anbiedert. Dem Beständigkeit und die Kunst wichtiger zu sein scheinen, als der schnelle Erfolg und schnöde Mammon.

„‚Durch Die Wolkendecke‘ setzt diesen Weg konsequent fort und zeigt dabei neue Impulse und Perspektiven auf. Der Titel deutet bereits an, dass es düsterer und nachdenklicher zugeht; er steht aber auch sinnbildlich für: Sky is the limit. Dieses Limit ist für den Grown-Man-Rapper noch lange nicht erreicht: Er ist weder hängengebliebener Oldschooler noch gesichtstätowierter Mumble-Rapper, und doch fruchtet sein Scheuklappen-freier, samplelastiger Trademark-Sound im Hier und Jetzt.“

Wir sprachen mit dem 35 jährigen MC über die Entstehung seines neuen Albums, welches ihn samt seines langjährigen Produzenten-und-Back-Up-MC-Kumpels Deckah auf Reisen geschickt hat, über den Status Quo der deutschen Rapszene und seine Liebe zu SB Dunks.

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„Straßenrap, Pop-Zeug und Autotune passen nicht in unser Soundbild.“

Deine Musik wurde schon sei jeher als „Gegenentwurf“ zu aktuellen Trends angesehen – und das waren ja über die Jahre hinweg schon so einige. Wie stehst du dazu?
„Gegenentwurf“ ist ja kein negatives Wort. Meine Musik ist wohl einfach etwas eigen und in manchen Belangen natürlich auch konträr zu dem was gerade oder auch schon länger sonst noch releast wird.
 Ich mache eben weder Straßenrap, kein „Pop-Zeug“ und auch Autotune passt nicht in unser Soundbild. Das heisst aber gleichzeitig nicht, dass ich diese Dinge ansich nicht gut finde.

Wie stehst du ansonsten zur aktuellen Rapszene?
Ich verfolge alles so nebenbei. Es wird keinem weiterhelfen, wenn ich jetzt z. B. J. Cole nenne, aber ich mag definitiv auch neueren Sound, bei dem trotzdem noch auf einem hohen Level gerappt wird.
 Mich beeindruckt nach wie vor Roc Marciano, ich freu mich immer, wenn Evidence etwas Neues macht oder oder… Ansonsten mache ich ja schon selbst aktiv genug Musik, ich muss nicht ständig was neues in Punkto Rap hören.

Dein neues Release „Durch die Wolkendecke“ steht kurz vor Veröffentlichung. Was können die Fans und Hörer erwarten?
Umse-Sound in nun bester Qualität, da unser Co-Producer „Croup“ eine perfekte Arbeit in Bezug auf Mixing und Mastering geleistet hat. 
Der Sound drückt extrem. 
Ich habe versucht jeden der zweölf Songs anders zu gestalten, wobei das gesamte Soundbild am Ende komplett schlüssig sein sollte.
 Wir haben nur einen Sänger und ein Rap-Feature auf der Platte und für weitere Variation haben dann unterschiedliche Beat-Gerüste von Deckah und mir gesorgt und ich hab meinen Rap-Stil hier und da dem Beat entsprechend verändert. Jeder Track hat von der Art her eine andere Hook, die Themen sind teils persönlicher als zuvor, der Soul spielt immernoch eine große Rolle. Ich denke, wer uns schon vorher mochte, der wird daran nun nichts ändern, eher werden noch mehr Leute checken, dass hier etwas Gutes passiert.

Wie kann man sich die Entstehung eines neuen Releases vorstellen? Du und Deckah seid ja schon irgendwo auch eine Crew, oder?
Das ist richtig. Wenn wir eine neue Platte machen wollen, fahren wir meist erstmal weg. Eigentlich egal wohin, hauptsache irgendwo abgeschottet, wo wir nichts machen außer Natur genießen, rumfahren, abhängen und nebenbei Skizzen erarbeiten. Mit dem Vibe kommen wir dann zurück und arbeiten im Studio so lange weiter bis eine neue Platte irgendwann fertig ist. Croup finalisiert dann schlussendlich jeden Track bis alles richtig sitzt.

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„Cap tragen ist ein Gewohnheitsding.“

Wie findest du nach all den Jahren und Songs noch Inspiration?
Man kann soviel machen und es macht halt eben auch einfach Spaß. Dazu kommt die Neugier. Ich lebe halt auch davon, also versuch ich die Waage zu halten zwischen Spaß und Ernst. Es gibt Ups und Downs, mal läuft es perfekt, mal weniger. Wenn ich hin und wieder auch mal Abstand von der Sache nehme und es nicht soweit kommen lasse, dass es mich langweilt, dann mach ich nach meinem Gefühl meist alles richtig und es entstehen gute Songs.

„Wenn die Ferne ruft“ heißt einer deiner neuen Songs. Welche 5 Gegenstände würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Solche Fragen mag ich nicht.

Dann lass uns über deinen Style sprechen. Du stehst stilistisch für juvenil, Cap tragend, Skateboard inspiriert…
Ich trag halt meist ne Cap. Reines Gewohnheitsding. Ich hab seit 20 Jahren eigentlich einen Stil, der sich immer nur leicht verändert bzw. verbessert hat. Ich gehe nie ganz mit dem Trend, aber wenn mir was gefällt, dann wird es in den bestehenden Style dezent integriert. 
Am Liebsten trag ich ein weißes oder schwarzes T-Shirt, Jeans, Sneaker, Kappe, fertig. Immer dezent und unauffällig.

Kannst du dich noch an deinen ersten Sneaker erinnern?
Dass Schuhe überhaupt eine Rolle spielen, hat mit 13 oder 14 Jahren angefangen. Damals war ich noch großer Basketball Fan und wollte irgendwann Jordan Schuhe haben, frag mich aber nicht welches Modell das war. Das war noch die Taschengeld-Zeit. Ich meine, es hat gleichzeitig mit Airwalk und Vans angefangen und dann ging es mit Skate-Schuhen weiter bis große Marken wie Nike dann ins Spiel kamen und der Begriff „Sneaker“ erst so allmählich gängig wurde. Ich hatte lange Zeit immer nur zwei oder drei Paar Schuhe und erst als ich besser verdient habe, habe ich angefangen in der Hinsicht mehr zu kaufen als ich nötig habe.

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„Die Sammelsucht ist gefährlich!“

Würdest du dich als „Sneakerhead“ bezeichnen oder gab es mal eine Zeit in deinem Leben, in der du dich so betitelt hättest?
Ich bin definitiv kein Sneakerhead! Ich habe zwei, drei Jahre einen Film auf den Dunk Low von Nike SB gefahren, bis ich irgendwann 20 verschiedene Versionen von einem Schuhmodell hatte. Gott sei Dank ist das vorbei und meine Auswahl wieder übersichtlicher und vor allem nun vielfältiger. Man kann da echt ne Sammelsucht entwickeln… Ist gefährlich! (lacht)

Welcher Sneaker ist also dein Alltime-Favorite?

 Ich mutmaße, irgendwas aus der Nike SB Linie, richtig?
Genau. Der Nike SB Dunk Low Cali.
 Gibt aber natürlich diverse gute Treter, aber der ist auf der Eins.

Und welche drei Sneaker trägst du aktuell am häufigsten?
Ich trage viel den Nike Air Max 1, weil der geht immer und ist voll bequem. Die Vans ATCQ Slides, wenn das Wetter stimmt. Und auch mit dabei ist der Nike SB Dunk Low Hemp von 2003, weil er einfach anders und super bequem ist.

Und welcher Schuh funktioniert on-stage für dich am besten?
Alle Schuhe, die ich besitze, funktionieren dafür! Schuh ist Schuh.

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Umse online:
www.instagram.com/umse_official

photos: Robert Winter

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Amadeus Thüner

Amadeus arbeitet für eine große PR Agentur und ist schon seit langer Zeit dem Turnschuh verfallen. Als freier Redakteur, Moderator und selbst ernannter “Medienfuzzi” arbeitet er zudem für diverse Magazine oder Plattformen, wie dem Tätowier Magazin, oder auch für Red Bull Music.