„15 Geschichten aus dem Leben“ – Okan Frei im Gespräch

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Artikel aktualisiert am 28.02.2021.

Er verbindet urbanen Pop mit zeitgemäßem R’n’B und hat dabei auch noch etwas zu erzählen. Nun erscheint das Debütalbum „U1“ des Berliner Musikers Okan Frei.

Okan Frei. Im Gespräch.

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Für Aufmerksamkeit sorgte Okan Frei mit seiner Musik bereits vor einigen Jahren – allerdings eher im Hintergrund. So schrieb er Songs für die Anfang der 2000er erfolgreiche „Popstars“-Band Overground und ließ seine Musikalität auch bei Xavier Naidoo, Sido und Olson arbeiten. In den letzten Jahren zog es den Sänger aber verstärkt ins Rampenlicht und so festigte er seine Vorstellung von einem eigenen Album. Der Titel: „U1“ (26.10.18).

„Die U1 ist die wohl bekannteste U-Bahnstrecke Deutschlands und steht stellvertretend für meine Heimatstadt Berlin und damit für die Chronik meines Lebens. Aber gleichzeitig auch für die Chronik meiner Eltern. Denn diese lernten sich vor Jahren auf dem Weg zur Arbeit in der U1 kennen.“

Wir sprachen mit dem Berliner über die Entstehung seiner Songs, seine Familie, die rauen Straßen der Hauptstadt und über das, was er dabei am liebsten an den Füßen trägt.

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„‚U1′“ ist das Album, welches ich schon immer schreiben wollte.“

Du bist seit vielen Jahren in der Musikszene aktiv, dennoch ist „U1“ dein Debütalbum geworden. Was hat so lange gedauert?
Ich habe schon länger ein Album, eigentlich mehrere Alben, fertig, doch durfte ich aus rechtlichen Gründen keines davon veröffentlichen. Ich war bei einem Indielabel und dann später beim Major Universal gesignt. Beides endete leider im Disaster und ich stand mit etlichen fertigen Songs, aber keiner Platte im Markt da. Dann kam irgendwie ein Writingjob nach dem anderen, unter anderem „Popstars“ mit Overground, aber dann auch so Künstler wie Sido und Xavier Naidoo. Darauf habe ich mich dann erst einmal konzentriert, aber immer im Hinterkopf gehabt, dass ich auch etwas eigenes erschaffen will. Zwischenzeitlich hatte ich dann auch einige Songs fertig und konnte mit diesen auf Tour gehen. Ich war dann in den letzten Jahren viel mit Adel Tawil, Olson und Balbina unterwegs. Das hat mir noch mal Kraft gegeben, verstärkt am eigenen Debüt zu arbeiten. „U1“ ist jetzt tatsächlich das Album, welches ich schon immer schreiben wollte, das Debüt, welches ich mir selber immer sehr gewünscht habe. Ich bin sehr stolz darauf.

„Optimum“ ist deine zweite Single gewesen und kam perfekt zum Spätsommer.
Der Song entstand im Studio von Stickle gemeinsam mit Olson. Wir saßen erst das zweite Mal gemeinsam zusammen, um für meine Platte zu arbeiten. Früher habe ich immer alleine geschrieben. Aber bei den Jungs hatte ich ein gutes Gefühl. Vor allem mit Oli konnte ich mich wahnsinnig gut austauschen. Er verstand, was ich wollte, sei es im musikalischen Sinne wie auch in Lebensentscheidungen. Durch das gemeinsame Touren und das Teilen einer Bühne sind wir Freunde geworden. Es fiel mir daher leicht mich zu öffnen. Ich wollte unbedingt tanzbare Musik machen, ohne kitschig oder banal, ja egal zu werden. „Optimum“ ist eine wahre Geschichte, wie jeder Song auf meinem Album. Keine Ausnahmen. Nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Pur Okan Frei.

„U1“ thematisiert durch den Song „Wer wir sind“ unter anderem auch das Aufwachsen als Deutscher mit migrantischem Background. Ein sehr aktuelles Thema.
Ich habe ehrlich gesagt überhaupt nicht versucht dabei an Politik zu denken. Ich möchte mit meiner Musik keine Politik machen. Aber natürlich lassen einen die aktuellen Geschehnisse nicht kalt. Die Intention hinter „Wer wir sind“ war nur meine Geschichte zu erzählen. Meine Geschichte und die Geschichte meiner Eltern und meiner Schwester. Es gibt so viele Deutsche mit Migrationshintergrund da draußen, die sehr erfolgreich Musik machen, aber gefühlt bedienen sie alle das gleiche Schema. Ich versuche auch die andere Seite zu beleuchten. Die, ich nenne es mal „gemäßigten Deutschtürken“, von denen es so viele gibt, die aber vielleicht einfach nicht so laut sind, nicht mit Statussymbolen um sich schmeißen müssen und einfach nur in Frieden leben wollen. Die Eltern, oder sogar Großeltern, die vor Jahrzehnten hier her kamen, weil sie eine neue Zukunft gesucht haben in der Hoffnung, ihren Familien ein besseres Leben zu bieten, als sie es selber hatten. Denen und meiner so starken Familie möchte ich dieses Album widmen.

Was kann man darüber hinaus noch vom Album erwarten?
15 Geschichten aus dem echten Leben. (lacht) Nein im Ernst. „U1“ bietet ehrliche Musik ohne viel Schnickschnack. Große Gefühle, aber auch kleinste Details. Wirklich ein Album, was sehr viel Zeit und Mühen gekostet hat. Ich hatte keinen Druck, außer den, den ich mir selbst gemacht habe. Ich habe nicht viel überlegt. Ich habe vertraut, zugehört und das, was mir am schwierigsten fällt: ich habe sehr viel Geduld bewiesen. Am Ende kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass meinem Team und mir wirklich ein Gesamtwerk gelungen ist. Heutzutage geht alles so schnell. Ich wollte etwas für die Ewigkeit schaffen, was zeitlos ist.

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„Ich muss mich wohl fühlen.“

Auf deinem Album beweist du einen sehr ausgeprägten Musikgeschmack. Welche 5 Künstler gehören für dich zu den größten?
Das ist einfach: Sade. Sezen Aksu. Michael Jackson. Kanye West. Frank Ocean. Aber eigentlich auch Jay-Z, Tupac, Sting, Amy Winehouse… Wie viele habe ich jetzt? (Grinst)

Passt. Kommen wir zu deinem Style. Wie würdest du diesen beschreiben und welche Pieces sind dir in deinem Outfit am wichtigsten?
Schwierig. Ich mag Klamotten. Schon immer. Ich habe schon als Teenie immer Sachen getragen, mit denen nicht jeder was anfangen konnte. Ich wollte anders sein. Zumindest habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Heute würde ich sagen, ist mir die Bequemlichkeit am wichtigsten. Ich muss mich wohl fühlen. Ich mag klassische, zeitlose Sachen. Ich folge selten Trends.

Als gebürtiger Berliner bist du natürlich seit Jahren verwöhnt mit guten Sneakerstores. Welchen Bezug hast du zu Solebox, Overkill, Firmament und Co?
Ich habe direkt gegenüber von Solebox gearbeitet und habe sozusagen mitbekommen, wie Hikmet und seine Brüder gewachsen sind und förmlich eine große Bewegung in Gang gesetzt haben. Das war schon schön mit anzusehen. Aber ich muss ehrlich sagen, ich konnte und kann bis heute diesen Hype für ein Stück Plastik nicht so recht nachvollziehen. Wenn Kinder mit einer Monatsmiete in Höhe einer Großfamilie an ihren Füßen durch die Gegend laufen, dann finde ich, läuft irgendetwas verdammt schief auf unserem Planeten. Ich zeige aber nicht mit dem Finger auf irgendjemanden, sondern spreche hier auch zu mir selber. Ich habe so viele Schuhe und Klamotten zu Hause und ertappe mich selbst, wie ich mich beschwere, dass ich nichts zum anziehen habe.

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„Air Jordan 1 bleiben die Klassiker!“

Welche sind die Top-5 Sneaker für Okan Frei?
Früher mochte ich Air Jordan sehr. Ich habe jahrelang Basketball gespielt. Den 12er habe ich geliebt. In dem Schuh habe ich mich aber auch zweimal sehr stark verletzt, also hege ich eine irgendwie eine kleine Hassliebe zu dem Schuh. (lacht) Die adidas Samba fand ich auch immer super, weil die mich an meine Fussballjahre erinnern. In der Halle haben wir die Dinger totgerockt. Heute mag ich die Air Max 180. Auch die Air Jordan 1er bleiben Klassiker. Ich finde zu mir passt gerade aber der One Star Chuck sehr gut. Ansonsten könnte ich mich eigentlich niemals für nur fünf Schuhe entscheiden, dafür ändert sich mein Geschmack ständig.

Du warst in den letzten Jahren viel auf Tour und bist ebenfalls bald wieder unterwegs. Welchen Sneaker wirst du dafür auf jeden Fall mit in den Koffer packen?
Ich trage auf der Bühne sehr gerne Chucks. Ich finde, die bleiben für immer ein Klassiker. Wenn ich dann später Fotos von den Shows sehe, denke ich mir, damit hast du nichts falsch gemacht. Der Schuh passt immer. Für die Fahrt nehme ich meistens sehr bequeme Schuhe. New Balance 998 liebe ich, aber auch Air Max 95 oder halt meine 180er. Wird ein etwas größer Koffer werden müssen. (lächelt)

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Okan Frei online:
www.instagram.com/okanfrei
www.youtube.com/user/okanfreimusik

photos: Delia Baum / Florence Bakic

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Amadeus Thüner

Amadeus arbeitet für eine große PR Agentur und ist schon seit langer Zeit dem Turnschuh verfallen. Als freier Redakteur, Moderator und selbst ernannter “Medienfuzzi” arbeitet er zudem für diverse Magazine oder Plattformen, wie dem Tätowier Magazin, oder auch für Red Bull Music.