Artikel aktualisiert am 10.11.2021.
Wenn man in Deutschland über die DJ-Kultur spricht, dann darf ein Name nicht fehlen: Eskei83.
Eskei83. Im Gespräch.
Als achtfacher DJ Battle Gewinner und Red Bull Thre3Style World Champion hat Sebastian König bereits so einige Titel einheimsen können. Abseits seiner Battle-Routines ist der sympathische Dresdner aber auch in den Clubs und auf den Festivalbühnen dieser Welt Zuhause, um dem feierwütigen Volk ordentlich einzuheizen. Und damit es zwischen Gigs und Großstädten nicht langweilig wird, produziert der 34 jährige natürlich auch noch.
„Gerade in den letzten Monaten habe ich so viel produziert wie noch nie zuvor und das wird man auf dem kommenden Mix und bei meinen Live Sets auch zu hören bekommen.“
Wir sprachen mit dem umtriebigen Musiker über seine aktuellen Lieblingshits, sein Engagement gegen Rechts sowie seine Liebe zu der Brand mit den drei Streifen.
„Dieses Jahr wird noch einiges passieren!“
Erzähl mir was über deine neue Single „Make The Record Skip“. Die basiert anscheinend auf wahren Begebenheiten, oder?
(lacht) Tatsache! Wer meine DJ-Sets in Clubs und auf Festivals kennt, weiß dass es mindestens einmal am Abend vorkommt, dass die Nadel auf dem Plattenspieler springt. Ich spiele sehr Bass-lastige Tunes und die Leute geben mir so heftige Energie zurück, springen, pogen, drehen durch in Mosh-Pits, dass da das Abspielen der Tracks häufig schwierig wird. Mir kam dann irgendwie die Idee aus dieser Situation, die mich Anfangs schon extrem geärgert hat, etwas Positives zu machen, denn eigentlich ist es natürlich schon nice, wenn die Leute so krass abgehen. „Make The Record Skip“ ist quasi ein Eskei83 DJ-Set in 2 Minuten Laufzeit für Spotify inklusive Nadel-Springer, also ein heftiges Bass-Brett, mit DJ-Scratch Elementen und dem typischen Sound wenn eine Nadel über die Vinylplatte rutscht.
Du hast dieses Jahr schon zig Shows und Festivals gespielt. Welche Situation ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?
Meine Top 3 Shows dieses Jahr waren in Russland, den USA und natürlich Deutschland. In Russland spiele ich jedes Jahr zum Newstar Camp in Sochi, einem Snowboard Camp mit einer Menge verrückten Leuten. Vor mir haben Afu-Ra und Jeru The Damaja gespielt – Oldschool Hip Hop Legenden, von denen ich ewig nichts gehört hatte. Ich war skeptisch direkt nach den Oldschool Beats mit meinem Bass-Tunes auf die Bühne zu gehen, aber die Leute waren so dermaßen ready.
In den USA hab ich dieses Jahr beim SXSW Festival in Austin, Texas am frühen Abend ein Showcase gespielt – Open Air an einer Straßenecke. Dort war absoluter Ausnahmezustand, die Leute standen so eng dran wie beim Boiler Room, die ganze Straße war dicht, die Open Air Fläche komplett voll und eine Stimmung, die ich in den USA so noch nicht erlebt hatte. Wahnsinn.
In Deutschland gab es auch einige Highlights diesen Sommer. Beim Splash! am Donnerstag auf der Hauptbühne zu spielen war eins davon. Aber auch beim World Club Dome in Frankfurt und beim Sonne Mond & Sterne Festival im gleichen Zelt wie Boys Noize zu spielen, hat mich mega glücklich gemacht.
Du hast dich auch auf dem #WirSindMehr Festival gegen Rechts engagiert.
Ich bin in Dresden und im Umland aufgewachsen. Ich komme also aus Sachsen. Von daher kenne ich die Probleme mit den Rechten schon seit der Jugend. Dass immer und immer mehr gemäßigte Leute sich den extrem rechten Organisationen anschließen, beziehungsweise mit ihnen Seite an Seite auf der Straße stehen, beobachte ich seit langem mit großer Sorge. In Chemnitz gab es dann den großen Knall und ich bin froh, dass direkt ein Zeichen dagegen gesetzt worden ist und nicht erst Monate wie in Dresden vergehen, ehe sich jemand gegen die Rechtsextremen stellt. Dass die Stadt Chemnitz das auch gleich aktiv mit unterstützt, hat mir gefallen. Das Konzert war eine gute Sache, hat viele Menschen zusammen und auch viele zum Nachdenken gebracht. Ich habe ja selbst nachher noch in einem Club aufgelegt – rückwirkend fand ich das etwas überflüssig – ich wollte meinen Teil dazu beitragen, aber in einem DJ-Set kannst du natürlich schwer zu den Leuten sprechen und ihnen erklären worum es uns geht. Die Leute standen mehr da und haben sich unterhalten – das fand ich gut. Der Austausch zwischen den Leuten war an diesem Tag das Wichtigste. Ich habe es mir aber nicht nehmen lassen mein kleines Mini Set gegen Nazis und Pegida zu spielen, aber das mache ich ja sowieso bei fast jedem Gig.
Highfive dafür! Was für weitere Pläne hast du für das letzte Quartal des Jahres?
Das Jahr ist noch voll bis oben hin! Meinen „Make The Record Skip“-Tourschedule habe ich gerade veröffentlicht und da ist neben Deutschland auch Südafrika, Libanon, Frankreich, England, Slowakei, Azerbaijan und Russland mit dabei. Nach meiner neuen Single kommt dann direkt ein gleichnamiger DJ-Mix auf Apple Music heraus und der beinhaltet die nächsten Veröffentlichungen, die da noch so kommen. Unter anderem ein offizieller Remix für What So Not und ein Remix für RL Grime sowie neue Tracks mit Jimmy Pé und Sterio, der zum Beispiel auch „Supernova“ für Marteria und Casper produziert hat. Auf dem Crispy Crust Label haben wir ein neues Release von Karol Tip mit Josie von Claire im November geplant. Der Track heißt „Trouble“ und ist meiner Meinung nach Karols bester Track ever.
„Ich sehe ganz oft DJs die irgendwas technisches machen, aber der Sinn erschließt sich mir nicht. Was willst du mir sagen? Wo ist die musikalische Komponente?“
Welche Songs gehören jetzt schon zu deinen Top 5 des Jahres?
Wenn es um Deutschrap geht, ganz klar Casper und Marterias „Adrenalin“ – das ist so ein Brett und ich feiere es heftig. Musikalisch am meisten inspiriert hat mich das Album „All The Beautiful Things“ von What So Not. Ich hatte ihn zu meinem Event „Goodies“ in Dresden Anfang des Jahres gebucht und im Zuge dessen schon einige Tracks davon vorab gehört. Das Album ist der absolute Wahnsinn. „Be Ok Again“ ist mein Favorit. Den Track, den ich zur Zeit am liebsten auflege, ist Troyboi „Hey Bo!“. Ausserdem freue ich mich sehr über den Erfolg meines Kollegen Marten Hørger aus Stuttgart, der zusammen mit Neon Steve mit „You Don’t“ einen absoluten Hit im House-Bereich rausgehauen hat. Meine Sets diesen Sommer habe ich sehr oft mit Dabow „Olé“ und Gammer „The Drop“ angefangen. Das waren jetzt 6 Songs. (grinst)
Fair enough. Was macht eine gute DJ-Routine für Eskei83 aus?
Das ist eine gute Frage, die ich oft gestellt bekomme. Ich finde, sie muss einfach auf den Punkt kommen. Ich sehe ganz oft DJs die irgendwas technisches machen, aber der Sinn erschließt sich mir nicht. Was willst du mir sagen? Wo ist die musikalische Komponente? Wenn es sich für mich nicht gut anhört, nach vorne geht oder einen tieferen Inhalt hat, langweilen mich technische Routines sehr schnell. Im Club sollte es auf jeden Fall dezent, super sauber und vor allem tanzbar sein. Wenn es zu zerhackt ist, killt es den Vibe jeder Party.
Früher war ja viel Hände in die Luft von links nach rechts, heute sind Moshpits während HipHop-Shows und -Partys die Normalität. Wie gefällt dir diese Entwicklung?
Ich persönlich feiere diese Energie total! Wenn die Leute Bock auf Durchdrehen haben, dann sollen sie das auch bitte machen und bekommen. Was mir nicht so gefällt, ist dass die meisten Acts mittlerweile bei jedem Song die Leute zu irgendetwas auffordern: Alle sollen runter gehen, alle sollen springen, jetzt machen wir Mosh-Pit und dann noch das obligatorische Crowd Foto am Ende des Gigs, wo alle die Hände zum Himmel strecken. Man muss aufpassen, dass es nicht zu viel Kirmes wird. Ich war letztens mit meinen Kids im Familienurlaub und da wollten sie jeden Abend zur Kinder-Disco. Die Animateure dort haben genau das selbe abgezogen. Das hat mir sehr zu denken gegeben. (lacht) Deswegen benutze ich das Micro mittlerweile wieder deutlich weniger. Vor ein paar Wochen hatte ich dann einen Gig, wo vor mir eine deutsche Rap Legende mit seinem DJ gespielt hat. Der hat bei seinem letzten Track dann auch die Leute dazu aufgefordert einen Mosh-Pit zu machen, die Stimmung war aber so lala und es ist natürlich so heftig schief gegangen, weil die einfach nicht so drauf waren. Das find ich richtig peinlich. Was mich da viel mehr abholt sind Sets von Boys Noize. Der geht da raus auf die Bühne, spielt sein Set ohne Wenn und Aber und dort ist auch absolutes Abgehen angesagt. Die Crowd macht das Ganze von allein, ohne dass er dazu aufrufen muss. Das hat mich richtig abgeholt.
Wie sollte jemand drauf sein, wenn er eine Eskei83-Show besucht?
Mir macht es mega Spaß vor Herausforderungen gestellt zu werden, deswegen freue ich mich auch auf jeden Gig und jedes DJ Battle. Ich bin ja schon eine ganze Weile unterwegs und viel rum gekommen, deswegen habe ich auch irgendwie schon alles erlebt. (lacht) Man muss nicht irgendwie speziell sein um bei meinen Sets Spaß zu haben, man sollte sich einfach darauf einlassen und darf auch hier und da mal ein bisschen genauer Hinhören, was ich da eigentlich mache. Oftmals haben die Übergänge zwischen den Tracks auch einen bisschen tiefere Message, die man auf Party nicht unbedingt mitbekommt, wenn man zwei, drei Bier intus hat. Dass noch mehr Leute meine Tracks auf Spotify und Apple Music hören, würde mich sehr freuen, so dass ich nicht nur als DJ abgestempelt werde. Gerade in den letzten Monaten habe ich so viel produziert wie noch nie zuvor und das wird man auf dem kommenden Mix und bei meinen Live Sets auch zu hören bekommen.
„Ich komme oft fast zu spät zum Flieger, weil ich mich nicht entscheiden konnte welchen Sneaker ich mitnehme und was für ein Oberteil am besten dazu passt.“
Kommen wir zum Thema Streetwear und Sneaker. Dein Style ist sportlich, bekanntlich sind adidas und du seid ja auch gute Freunde. Was ist dir bei deinem Outfit wichtig?
Ich wünschte, mir wäre das alles mehr egal, aber ist es leider nicht. Ich komme oft fast zu spät zum Flieger, weil ich mich nicht entscheiden konnte welchen Sneaker ich mitnehme und was für ein Oberteil am besten dazu passt. Am liebsten trage ich Longsleeve-Shirts, Hoodies, Jeans oder Sweat Pants. Camo-Muster gefallen mir richtig gut. Meine Outfits auf der Bühne und im Alltag sind auch die selben. Da mache ich keinen Unterschied. Die Alexander Wang Kollektion mit adidas hat es mir richtig angetan.
Speaking about adidas: Welche Silhouette gefällt einem Eskei83 in diesem Jahr besonders gut?
Der Yung-1 ist mein absoluter Fav. Ich habe die ersten beiden Colorways direkt gekauft. Den Cloud White noch nicht, aber der kommt noch. Leider echt schwer zu reinigen. Das Mesh vorn wird schnell dreckig und so easy wie bei Prime Knit, den man einfach mit Wasser säubern kann, gehts da nicht. Kanye hat mich hingegen nicht mehr so abgeholt. Der schwarze Yeezy 500 sieht aus wie die Arbeitsschuhe von meinem Vater, mit denen er auf die Baustelle geht. In Desert Rat sieht es dope aus, aber der Preis im Resell ist mir einfach zu hoch. Auch die Wave Runner haben es mir irgendwie nicht so angetan. Was ich aber echt gern trage, aber absolut kein rarer Sneaker ist, ist der adidas Prophere. Den habe ich gleich in drei Colorways.
Und deine Top-5 Sneaker ever?
adidas NMD R1 „Nice Kicks“ – ich feiere diese Batik Design so krass. Vor allem war es einer der ersten Consortium Releases, bei denen NMD noch nicht so in der Masse gestreut wurde. Auf den bin ich sehr stolz und werde auch sehr oft danach gefragt was das für einer ist, wenn ich ihn trage. Dann adidas Ultra Boost uncaged Solebox – Ultra Boost ist einer mehr absoluten Favs und die Farben der Collabo sind so dope. Der Schuh wertet jedes Outfit so krass auf. Yeezy 350 V2 rocke ich sehr oft in diversen Farben. Als DJ bin ich viel auf Tour und kann dann nicht mehrere Paar Schuhe mitnehmen. Er hat eine Boost Sohle, aber das Boost kann nicht dreckig werden, sowie beim Ultra Boost. Das sind richtige Beater, die du dann einfach in die Waschmaschine steckst und danach wieder fast wie neu aussehen. Mein Cream White hatte schon alle erdenklichen Farben durch die Festival Saison, aber steht fast wieder blütenweiß Zuhause im Schrank. Er ist zeitlos und passt zu jedem Outfit. Ich habe aber auch eine extrem große Nike Dunk Sammlung aus meinen HipHop Zeiten im XXL Shirt und New Era Cap. Mein liebster Dunk ist dabei der Dunk High von DJ AM. Der hat das Muster vom Technics 1210 hinten im Heelcap. Und an einen Sneaker aus meiner Kindheit, an den ich immer wieder denken muss, ist der Rebook Pump Omni Lite von meinem Cousin René. Das Ding war so dope. Schwarz und neonfarben Grün und Pink. Den suche ich schon eine Weile…
Eskei83 online:
www.eskei83.com
www.soundcloud.com/eskei83
photos: Benjamin Diedering / Simon Steinbrecher