Auf ein Wort mit: Prinz Pi – Musiker und ihre Sneaker

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Artikel aktualisiert am 03.12.2019.

Dass Turnschuhe eine besondere Faszination auch auf die musizierende Garde dieser Menschheit ausüben und schon immer ausgeübt haben, sollte hinlänglich bekannt sein, schaut man sich nur mal Albumcover oder Pressefotos dieser an. Es spielt sich aber auch live einfacher, wenn man sich in seinem Schuhwerk bewegen kann. Logisch. Weiß auch der folgende Künstler aus unserer Reihe „Auf ein Wort mit“:

Prinz Pi

Wenn jemand in Rapdeutschland Ahnung von Turnschuhen hat, dann der selbst ernannte Sneakerking Prinz Pi. Ein Titel, welcher allerdings nicht von ungefähr kommt, beschäftigt sich der Berliner Rapper doch eigentlich schon sein ganzes Leben lang mit der Materie. In unzähligen Songs (wie beispielsweise in den drei Teilen der „Sneakerking“-Reihe) äußerte sich Friedrich Kautz bereits zu seiner Sneakerliebe, nun stellt sich der Musiker unseren Fragen. Ein Gespräch mit dem King.

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Kannst du dich noch an deinen ersten Sneaker erinnern?
Mein erstes richtiges Paar waren ein paar Air Force 1 in weiß mit schwarzem Schlangenlederimitat. Die habe ich damals bei Downstairs für 180 Mark gekauft und war somit die teuerste Anschaffung, die ich bis dahin gemacht hatte. Dafür habe ich einige Zeit gespart und bin vorher öfter durch den Laden geschlichen und habe sie mir angeschaut. Um sie mir leisten zu können, habe ich auf Kleinstbasis Gras verkauft. Die Air Force waren die Schuhe der Wahl für die Berliner Writer. Sie sind etwas klobig und schwer zum Rennen, aber dafür robust und man kann damit einen Maschendrahtzaun runter-, eine Scheibe eintreten oder auch gut übers Gleisbett laufen ohne umzunknicken.

„Sneaker gehörten zu einem alternativen Dresscode – damit konnte ich mich immer besser identifizieren“

War der Graffiti-Background dann auch ausschlaggebend dafür, dass du dich weiter mit dem Thema Turnschuhe befasst hast?
Ich fand Turnschuhe immer lockerer und ungezwungener als alte Lederschuhe. In Berlin ist man bis Ende der 2000er mit Turnschuhen in viele Clubs gar nicht reingekommen, die galten als billiger, als Unterschicht, als weniger fein bei den Clubbetreibern. Auch in einem guten Restaurant wurde man dafür komisch angeschaut. Das hat sich heute natürlich verändert, aber lange Zeit war es so. Ich empfand es darum immer als lässig. Ein alternativer Dresscode zu einem konventionellen, mit dem ich mich nicht so identifizieren konnte. Lange Zeit war ich dann ein totaler Sneakerhead, mittlerweile liebe ich Sneaker immer noch, aber nicht mehr die sie umgebende Szene. Das Sammeln und Hunten ist heute viel etablierter – es ist nicht gerade mainstream, aber in einer gewissen Alterrschicht nicht ungewöhnlich und sehr verbreitet.

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„Yeezys haben für mich krass viel kaputt gemacht“

Welche Collab hat dich in letzter Zeit dennoch beeindruckt?
Ich mochte schon die Supreme 98er, die AM1 Patta, und auch die Virgil Abloh Dinger – auch wenn das sicher alles sehr offensichtliche, weithin bekannte Collabs und die Pattas auch schon etwas älter sind. Seit den adidas Yeezys bin ich irgendwie raus: die haben das ganze Game total umgekrempelt. Ich finde nicht nur die Schuhe ziemlich unspannend, sondern den Kult darum total unangenehm, weil es nie vorher bei Sneakern so war, dass dermaßen oft verkaufte Schuhe zu dermaßen hohen Preisen gehandelt wurden. Yeezys kriegt man quasi an jeder Ecke, dennoch sind sie total teuer. Ich bin da raus, das hat für mich krass viel kaputt gemacht. Wenn einer Yeezys trägt, dann glaubt er oft, ein Sneakerhead zu sein – auch wenn er sonst wahrscheinlich kaum Ahnung von der Materie hat. In den letzten zwei Jahren hatten manchmal 90 Prozent aller Leute auf Partys Yeezys an. Das ist dann einfach nichts mehr besonderes, sondern die neue Uniform. Da ist dann derjenige der Besondere, der ein Paar simple Reeboks sported.

Gibt es eine Veröffentlichung, auf die du dich in diesem Jahr freust?
Die Stash Spiridon fand ich vor kurzer Zeit unfassbar! Aber ich bin nicht mehr so gehyped, dass ich schaue, was so in nächster Zeit kommt. Ich freue mich mehr, wenn ich überrascht werde.

Welche 3 Sneaker trägst du aktuell am häufigsten und warum?
Ich trage eigentlich am liebsten so ganz einfache Sneaker, die man überall bekommt, obwohl ich natürlich einige besondere Stücke Zuhause habe. Aber ich finde das lockerer. Es ist so, als wenn man ein Paul Newman und eine Mil Sub sicher im Tresor hat, aber dann einfach nur die Standard Speedmaster am Arm trägt – weil man Bock hat auf ein schwarzes Blatt und eine lässige Uhr am Natostrap. Aktuell trage ich sehr gerne Match Classic in weiß, Silvers und Nikecourt Borough Lows. Ich mag es, wenn Outfits eine Spannung haben. Damit meine ich, dass es immer schön ist, wenn man etwas besonderes, kostbares trägt – aber das wirkt nur, wenn der Rest sich zurücknimmt. Wenn man von Kopf bis Fuß nur die teuersten Designersachen anzieht, dann finde ich das langweilig und auch etwas unsicher.

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„Den Dunk Mid Curry hatte ich an, als meine Tochter zur Welt kam“

Welcher Schuh funktioniert auf der Bühne für dich am besten?
Ich mag Basketballschuhe nicht so sehr, obwohl sie gerade in Bezug auf den Ankle Support Vorteile hätten und die Aktivität auf der Bühne – rumrennen, springen, viele Stopps – dem Basketball als Sport sicher am nähesten kommt. Irgendwie ziehe am liebsten sowas an wie Huaraches, Spiridons, AM97er oder vielleicht Asics Gel Lyte 5er und 3er.

Wenn man bedenkt, wie viele Songs du schon zum Thema veröffentlicht hast, kann man davon ausgehen, dass Sneaker einen wirklich hohen Stellenwert in deinem Leben eingenommen haben.
Ich verbinde mit manchen Modellen einfach bestimmte Zeiten in meinem Leben, genau wie mit Musikern oder Büchern oder Filmen auch. Air Force 1 werden für mich immer die Schuhe meiner Jugend bleiben, Jordan Ver die unerreichten Endboss Schuhe. Von den VIern gar nicht zu sprechen. Die AM1 Plus waren meine Glücksschuhe für eine Festivalsaison, in den Dunk Mid Curry bin ich ins Krankenhaus gerannt als meine Tochter geboren wurde – stundenlang habe ich im Flur auf die gestarrt. Die Huarache waren die ersten, wo ich die OG Farben gehunted habe, die Dunk Alohas die ersten wirklich seltenen Schuhe, die ich mir gekauft habe. Du siehst, ich mag Sneaker nach wie vor sehr und sie werden immer Teil meiner Persönlichkeit sein.

Prinz Pi auf Instagram: instagram.com/prinzpi23

photos: Roberto Brundo

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Amadeus Thüner

Amadeus arbeitet für eine große PR Agentur und ist schon seit langer Zeit dem Turnschuh verfallen. Als freier Redakteur, Moderator und selbst ernannter “Medienfuzzi” arbeitet er zudem für diverse Magazine oder Plattformen, wie dem Tätowier Magazin, oder auch für Red Bull Music.