Artikel aktualisiert am 16.04.2020.
Dass Sneaker-Fotografie ein spannendes Thema ist, durften wir zuletzt durch unsere Interviews mit Sascha Priesters aka @themoldernway und Tino aka @jvstakid in Erfahrung bringen. Aber aller guter Dinge sind drei und somit wollen wir das Thema Sneaker-Fotografie mit einem weiteren Interview beleuchten.
Part 3: @pangea
Johannes Höhn gehört für nicht wenige Sneaker- und Streetwearenthusiasten zu den Fotografen, die bereits vor Jahren die Tür für frische Turnschuhfotos auf Instagram aufgestoßen haben. Jahrelang überzeugte der Kölner mit kreativen Lifestyleshots, heute steht sein Account vor allen Dingen für atemberaubende Landschaftsfotografie. Den Spagat zwischen Straße und Natur schafft Johannes dennoch spielend und verwandelte sein Hobby bereits frühzeitig zum Beruf. So setzen unter anderem Sonra und Solebox regelmäßig auf das Können des Anfang Dreißigjährigen.
Johannes, Turnschuhe oder Fotografieren? Was war zu erst da?
Schwer zu sagen. Gefühlt kam beides relativ gleichzeitig bei mir auf. Ich sag mal so: Ich hatte bereits vorher eine Liebe für Videokameras, doch durch Sneaker wurde auch mein Interesse an der Fotografie abseits vom Bewegtbild geweckt. Ich wollte Rausgehen und Fotografieren. Da kamen mir meine Turnschuhe als Models gerade recht. So konnte ich einfach jederzeit und überall ambitioniert Fotos machen und experimentieren, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. „Learning by Doing“ war damals die Devise – und das ist sie bis heute! (grinst)
„Die Liebe zum Detail ist der wichtigste Aspekt“
Was ist für dich der wichtigste Aspekt beim Thema Turnschuhfotos?
Die Liebe zum Detail! Ich finde es klasse, wenn man die Elemente des Schuhs oder der Kollektion aufnimmt und für sich interpretiert. Wenn man es dann noch schafft, das Ganze schlüssig und rund darzustellen, entsteht eine gute Serie. Generell finde ich es enorm wichtig, dass man sich mit dem befasst, was man fotografieren will. Beispielsweise sieht ein Turnschuh einfach aus bestimmten Blickwinkeln am vorteilhaftesten aus, also sollte man auch versuchen, diese Winkel im Shooting darzustellen. Darüber hinaus gibt es noch zig weitere Details, auf die man in meinen Augen achten muss – vielleicht habe ich da aber auch einen etwas zu nerdigen Blick entwickelt über die Jahre. Der Laie wird diese Dinge vielleicht gar nicht bemerken, doch für mich trennt sich an diesem Punkt die Spreu vom Weizen.
Mit welchem Equipment schießt du und wie hältst du es mit den technischen Einstellungen?
Für meine Auftragsarbeiten nutze ich eine Vollformat-Kamera mit diversen Objektiven, da reicht die Bandbreite von Festbrennweite, über Tele bis Weitwinkel-Zoom. Dieses Equipment bietet einfach einen Spielraum, mit dem man alles abdecken kann – für eine professionelle Arbeit ist das unerlässlich. Für meine anderen Projekte und meine Freizeit darf es aber auch gerne mal ein etwas minimalistischeres Setup sein. Oft entlastet es auch ungemein, wenn man nur eine Option zur Verfügung hat – beispielsweise nur eine 24mm Festbrennweite benutzt. Man muss sich darauf einlassen und etwas daraus machen, ohne sich den Kopf über mögliche Alternativen zu zerbrechen. Das ist eigentlich meine liebste Art zu Fotografieren.
„Ich experimentiere viel“
Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben und wie glaubst du, schaffst du es dich von den anderen Fotografen in diesem Metier abzuheben?
Sich selbst zu beschreiben, ist natürlich immer schwierig. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich versuche, die oben angesprochene Liebe zum Detail in meinen Bildern darzustellen, gepaart mit eben der spürbaren Leidenschaft für die Materie. Durch meinen Hang zur Outdoor-Fotografie schafft sich bei mir, so denke ich, automatisch ein Alleinstellungsmerkmal, da ich beide Welten gerne miteinander mische und sich gegenseitig beeinflussen lasse. Zudem bin ich immer auf der Suche nach neuen Techniken und Darstellungsformen, experimentiere derzeit viel mit GIFs und kleineren Bewegtbild-Motiven, Abwandlungen von Cinemagraphs und so etwas… Allgemein versuche ich immer einen Schritt weiter zu denken und nicht vorhandenen Trends hinterherzulaufen, sondern selbst welche zu kreieren. Ich sauge Inspiration durch meinen Alltag, durchs Internet und insbesondere durch Musik auf – all das versuche ich in meine eigene Arbeit einfließen zu lassen.
Welches Projekt zählt zu deinen liebsten?
Es gab schon einige Projekte, die mir sehr im Gedächtnis geblieben sind. Ganz besonders gerne erinnere ich mich an unser Projekt in Kanada und Alaska letzten Sommer. Da stecken einfach unglaubliche Erinnerungen drin und einige meiner bisher liebsten Fotos sind bei der Reise entstanden. Allgemein arbeite ich am Liebsten mit anderen Gleichgesinnten zusammen, das ist auch der Grund, weshalb ich sowohl im Outdoor- als auch im Street-Bereich zwei Kollektive ins Leben gerufen habe (German Roamers und allupinitt, Anm. d. Red.). Kreativer Austausch ist mir super wichtig, und ich mag es, gemeinsam konkret an Projekten zu arbeiten und auch wirklich vor Ort Bilder zu kreieren. Die meisten meiner besten Erinnerungen haben mit meinen Foto-Homies zu tun, gemeinsam haben wir unzählige Momente erlebt, die wir nie vergessen werden. Diese besonderen Momente zu teilen und die daraus resultierende Energie als Inspirationsquelle zu nutzen, stellt für mich einen der wichtigsten Aspekte meiner kreativen Arbeit dar. Zudem ist es echt verdammt viel Wert, wenn du Kollegen hast, die dir auch mal ein kritisches Feedback geben. Das hat mich in den letzten Jahren immer wieder weiter gebracht.
„Jede Stadt hat coole Spots für Turnschuhfotos“
Welchen Tipp hast du für die Leute da draußen, die auch Bock haben Turnschuhfotos zu schießen?
Rausgehen und Fotos machen! Nur wer übt, kann besser werden. Theorie ist zwar wichtig, aber die Praxis ist unerlässlich, wenn man beim Fotografieren voran kommen möchte. Man kann nichts falsch machen, also einfach Ausprobieren, Experimentieren und Lernen.
Du bist ja schon super viel rumgekommen, daher bitte einmal deine Top 3 Städte für Turnschuhfotos?
Ich glaube ja, dass es eigentlich in jeder Stadt coole Spots gibt, in denen man ausdrucksstarke Bilder schießen kann. Das ist für mich auch nach wie vor einer der großen Vorteile der Sneaker-Fotografie: Im Grunde genügt eine ganz kleine, aber gut geeignete Ecke, um ein krasses Foto zu schießen. Wenn es etwas mehr Kontext bedarf, wie etwa bei einem Apparel-Shooting, dann braucht man natürlich schon eher eine Location die aussagekräftig ist. Traumstädte für unser Genre sind da in meinen Augen London und Paris. Ich mag auch Zürich total gerne, die City dort ist so clean und es gibt extrem viele coole Plätze mit kleinen Details. Das macht echt Bock!
Und deine Top 3 Sneaker ever?
Wie soll man sich da festlegen? Nimmt man einen, schmerzt es, weil man einen anderen rauslässt… (lacht) Für immer und ewig wird es definitiv der beste (noch tragbare) Air Max 1 Release in meine Top 3 schaffen: Der History of Air von 2005! Da stimmt einfach alles. Die beiden anderen Plätze zu vergeben fällt mir dann schon deutlich schwerer. Ich nenne einfach mal zwei Schuhe, die ich wohl niemals besitzen werde, aber die – wenn ich sie haben würde – ziemlich sicher in der Top 3 landen würden: Der Air Max 1 „Try On“ und der Nike MR-V „Infrared“.
Johannes auf Instagram: instagram.com/pangea
Johannes im Latest-Pickup Interview
photos: @pangea