Artikel aktualisiert am 27.02.2020.
Nicht erst seitdem Instagram eine Plattform geschaffen hat, auf der man seine Fotos mit der Welt teilen kann, hat auch die urbane Sneaker- wie Streetwear-Subkultur Bock darauf, ihre Styles passend abzulichten. Sneaker-Fotografie ist also seit jeher ein Thema, heute aber durch die Plattform größer denn je. Jemand, der sich mit damit bestens auskennt, ist Tino aka @jvstakid.
Sneaker-fotografie mit @jvstakid
Tino ist Berliner, mag die Straßen der Großstädte und den Lifestyle, den diese beherbergen. Das ist sein Metier, da hält er die Kamera drauf. Und darüber lässt sich doch auch ausgiebig sprechen.
Tino, was war zu erst da? Die Liebe zu Turnschuhen oder das Fotografieren?
Ganz klar Sneaker! Ich meine, wir wachsen ja buchstäblich in Sneakern auf, von daher liegt es natürlich nahe, dass sich bei dem ein oder anderen eine Bindung bzw. Leidenschaft zu seinen Schuhen aufbaut. Fotografie und Sneaker fanden bei mir erst relativ spät zueinander. Ich glaube vor ca. 4 – 5 Jahren scrollte ich durch Facebook und sah auf einmal Sneaker-Shots von Johannes Höhn aka Pangea bei WOMFT. Ich weiß nicht, was in diesem Moment in mir passierte, aber ich war so überwältig dass man einen Schuh so sexy in Szene setzen kann, dass ich selbst anfing meine eigenen Schuhe zu fotografieren. Anfangs schnappte ich mir meinen Bruder und shootete ein paar Sneaker an ihm. Wir gingen auf Sportplätze, in Ruinen, auf Brücken, Wälder und in Hinterhöfen, doch eines hatten alle Bilder gemeinsam – sie sahen einfach „scheisse“ aus. Egal was ich probierte, es sah nicht mal ansatzweise wie bei Johannes aus. Ich dachte mir immer, wie macht er das, wie kriegt er diese Bilder hin? Ich bin ehrlich, ich habe ihn zwischenzeitlich sogar gehasst, aber nicht weil ich ihn und seine Arbeit nicht mochte, sondern weil ich verzweifelt war. Don’t worry Johannes, it’s all love. (lacht) Als ich dann vor knapp 3 Jahren nach Berlin zog, entwickelte sich nach einer kreativen Durststrecke alles sehr schnell und Fotografie und Sneaker rückten immer näher zusammen. Mit meinem mittlerweile sehr guten Homie Michael Sucek aka Runnerwally hatte ich auch einen guten Lehrer zur Seite, der mir wichtiges Know-how im Bezug
Sneaker-Fotografie vermittelte und mir sogar geholfen hat, einen Job in diesem Bereich
zu bekommen. So hat das eine zum anderen geführt. An dieser Stelle ein kurzes Danke an Johannes & Michael!
„Wenn das Licht nicht stimmt, dann nützt alles nichts“
Was ist für dich denn der wichtigste Aspekt beim Thema Sneaker- und Streetwear-Fotografie?
Meiner Meinung nach ist Licht der wichtigste Aspekt der Fotografie. Nur mit dem richtigen Licht kann man die richtigen Stimmung erzeugen und das gewünschte Ergebnis erzielen. Der Spot kann der geilste sein, das Model kann das beste sein, der Sneaker kann der gehypeteste sein – wenn das Licht nicht stimmt, dann nützt das alles nichts. Nicht falsch verstehen, ich sage nicht dass andere Aspekte wie zum Beispiel der Spot nicht wichtig sind, ich möchte damit nur sagen, dass die Lichtverhältnisse wie Lichteinfall, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Kunstlicht etc. sehr ausschlaggebend sind. Licht hat demzufolge den größten Einfluss auf ein Bild und ist somit das absolute A&O für mich beim Thema
Sneaker-Fotografie.
Mit welchem Equipment schießt du und wie hältst du es mit den technischen Einstellungen?
In meinem Job shoote ich aktuell mit einer Canon 5D III mit 24-70mm, 85mm, und privat seit kurzem mit einer Sony a7 III mit 24-70mm. Und ich kann eins sagen: die Sony ist übertrieben sexy! Gelegentlich habe ich auch ein Stativ dabei, aber das eher auf Reisen. Kleiner Tipp für alle, die Fotografen werde möchten: Habt immer mindestens einen Ersatzakku dabei. Einmal den Akku vergessen oder nicht geladen und ich verspreche euch, mindestens eine Personen wird es euch immer wieder aufs Brot schmieren. (grinst) Speicherkarten solltet ihr natürlich auch immer vorrätig haben.
„Heute gibt es so viele gute Sneaker-Fotografen, dass man sich kaum noch voneinander abheben kann“
Wie würdest du denn deinen eigenen Stil beschreiben?
Ehrlich gesagt habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, da ich mich nie auf den einen Stil festgelegt habe beziehungsweise das auch gar nicht wollte. Grundsätzlich bewege ich mich in dem Bereich urbane Street- und Sneaker-Fotografie, was mich auch aktuell in einen Moody-Bildstil abdriften lässt. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass sich das in naher Zukunft wieder ändern könnte. Unsere Leben und unsere Ansichten verändern sich im Laufe der Zeit so häufig, dass es passieren kann, dass ich Dinge ich jetzt mag oder tue und in ein, zwei Jahren nicht mehr gut finde oder von ihnen gelangweilt bin und einfach etwas Neues probieren möchte. Es ist auch ziemlich schwer das richtig festzumachen was nun der ausschlaggebende Punkt ist, durch den man sich abhebt. Ich meine, in unserem Metier (Streetwear-/Sneakerfotografie) ist ja mittlerweile fast jeder #Teamearly, hat den neuesten Air Jordan x Off White fotografiert und hat schon in dem neusten Piece von einem angesagten Fashionbrand posiert. Hebt uns das jetzt von einander ab? Ich glaube nicht. Sicherlich spielt Kreativität eine große Rolle, aber selbst da ist man irgendwann auf das höchste Haus geklettert, war in der dunkelsten Gasse oder hat einen Sneaker-Shot aus einem Helikopter gemacht. Ich denke, der Markt ist so übersättigt mit guten und kreativen Fotografen, die alle ihre Stellenwert und ihre Berechtigung haben, sodass es schwer zu sagen ist, was wirklich den Unterschied ausmacht. Es wird immer einen geben, der für eine kurze Zeit ein Ausrufezeichen setzt und daraufhin wird der nächste kommen, der mit seiner Arbeit für eine kurze Zeit begeistert und so geht das Spiel immer weiter. Das ist wiederum das Geile an dieser Branche: es gibt einfach keinen Stopp, sondern es gibt immer wieder neue Herausforderungen und Fotografen die dich pushen. Eines sollte man aber auch nicht vergessen: Selbst wenn du im gleichen Metier arbeitest und einen ähnlichen Stil wie 20 andere Fotografen hast, Geschmäcker sind so verschieden und es kann vorkommen, dass der einer dich übertrieben feiert und ein anderer eben nicht, that’s it! Ich bin der Meinung, dass qualitative Arbeit, eine gewisse Professionalität, Kreativität und eine authentische Persönlichkeit den Unterschied ausmachen. Folge keinem Hype, den du nicht selbst fühlst! Das werden die Leute irgendwann merken und werden anfangen, dich als unauthentisch zu betrachten.
Wahre Worte. Welches war denn dein bisheriges Lieblingsprojekt/-shooting?
Mein Lieblingsprojekt war ohne Frage der adidas x BVG EQT Support 93/Berlin. Die Idee, die Umsetzung, die Vermarktung, die weltweite Aufmerksamkeit und der Armageddon-Release zum krönenden Abschluss waren schon überragend. Auch mal einen Blick hinter die Kulissen bei der BVG zu werfen, war echt eine coole Sache und wird sicherlich eine einmalige Erfahrung bleiben. Ich bin nach wie vor sehr froh und dankbar dafür, dass ich ein Teil dieses Projektes sein durfte. An dieser Stelle auch nochmal großes Lob an adidas, die BVG/Jung von Matt und natürlich Till Jagla für diesen einzigartigen Schuh!
„Macht euer Ding, habt Spaß dabei“
Welchen Tipp hast du für die Leute da draußen, die auch Bock aufs Thema Sneaker-Fotografie haben?
Ich kann allen Leuten nur raten: Just do it! Leiht oder kauft euch eine günstige Kamera, möglichst unter 400 Euro, holt euch Inspiration von einem guten/erfolgreichen Fotografen, schaut YouTube Tutorials, geht raus und probiert euch aus. Eines ist sehr wichtig und ich kann es wirklich jedem ans herz legen: Erwartet anfangs keine Wunder und vergleicht euch nicht mit Fotografen, die schon zehn Jahre Berufserfahrung haben. Das kann nicht nur frustrierend, sondern auch demotivierend sein. Jeder gute Fotograf hat irgendwann mal angefangen und hat sehr viel Zeit und harte Arbeit in sich und seine Sneakerfotografie investiert, um jetzt dort zu sein, wo er ist. Nehmt euch Zeit für eure Entwicklung, macht euer Ding, habt Spaß dabei. Aller Anfang ist schwer, aber mit ein bisschen Übung und Kreativität werden eure Ergebnisse von mal zu mal besser. Euer Sozialpädagoge Motivationscoach Tino Manke. (lacht)
„Ich liebe Großstädte und Wolkenkratzer!“
Die besten Städte für Städte zum Fotografieren?
Da ich Großstädte und Wolkenkratzer liebe, stehen New York und Hong Kong für mich auf den ersten Plätzen. Das Flair und die Vielfalt sind sehr inspirierend. An dritter Stelle steht, seit kurzem, tatsächlich Los Angeles. L.A. hat nicht nur übertrieben viele geile Spots zum shooten, diese Stadt ist auch ein einziger Film und hat einen speziellen Vibe, den ich noch nirgends so erlebt habe. Natürlich möchte ich Berlin an dieser Stelle nicht vergessen, nicht nur weil es meine Wahlheimat ist, sondern weil es auch hier sehr vielseitig ist.
Und deine Top 3 Sneaker ever?
Ich habe immer darauf gewartet, dass mir jemand diese Frage stellt und jetzt, wo der Moment gekommen ist, habe ich keine Antwort darauf. (grinst) Da ich jetzt mindestens 50 – 100 Schuhe aufzählen könnte, die unter den Top 3 stehen müssten, kann ich mich leider nicht festlegen. Aber ich nenne dir jetzt einfach mal meine meist getragenen Schuhe: Air Jordan 6 Black Cement Infrared, Air Jordan 1 White Metallic und den Under Armour Curry 3 Chinese New Year. Klingt unspektakulär, aber hey, Hype kann jeder. (lacht)
Tino auf Instagram: instagram.com/jvstakid
photos: @jvstakid